Historischer Rundgang
Bei einem Spaziergang durch Beinstein können die Sehenswürdigkeiten erkundet werden. Es bietet sich an am Rathaus in der Ortsmitte zu starten.
Viel Spaß beim Erkunden der Ortschaft.
Alle Stationen auf einen Blick
01 Rathaus Beinstein
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Das Rathaus wurde 1582 erbaut. Über dem gemauerten Erdgeschoss mit den alten Öffnungen befinden sich aufwendiges Zierfachwerk und ein Krüppelwalmdach mit offenem Glockenstuhl. Der Baumeister ist unbekannt. Über dem Türsturz zum Eingang des alten Fleckenkellers stehen die Jahreszahl, ein Wappenschild mit einem kleinen Steinmetzzeichen als auch die Buchstaben VBS. Die Deutung V = Flecken (geänderte Rechtschreibung!), B = Bein und S = Stein, also Flecken Beinstein, liegt sehr nahe, wurde jedoch nicht überliefert und kann deshalb mit letzter Sicherheit nicht gesagt werden. Die beiden Kragsteine, die das Gebälk des Rathauses tragen, sind mit dem Emblem des Hauses Württemberg geschmückt: Der linke Stein mit der Hirschstange, der rechte Stein mit dem Hifthorn, dem Zeichen der Uracher Herren. Das Fachwerk war seit dem 17. Jahrhundert verputzt und wurde im Zuge einer Renovierung im Jahre 1937 wieder freigelegt. Zuerst war es viele Jahrzehnte braun, bis es bei der Sanierung 2009 dann denkmalgerecht rot gestrichen wurde.
02 Barockhaus
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Das Gebäude in der Kleinheppacher Str. 1 wurde vermutlich um 1600 erbaut. Über der Eingangstür befindet sich die Jahreszahl 1699. Die Initialen C und F umrahmen einen Engel. Der Keller hatte früher einen Zugang von der Giebelseite zur Straße hin, um die Ernte einzufahren. Der zweischiffige Gewölbekeller wurde früher auch an Hausfremde vermietet, da im Unterdorf die Keller oft bei Hochwasser der Rems überschwemmt waren. Das Erdgeschoss ist gemauert mit rechteckig gekehlten Sandsteineinfassungen. Darüber befinden sich verputztes Fachwerk und ein mächtiger, 3-stockiger Giebel mit stark profilierten Gesimsen. Die Sonnenuhr an der Giebelseite wurde später angebracht. Dieses komplett verputzte Gebäude kann wohl als das schönste „Barockhaus“ in Beinstein bezeichnet werden.
03 Haus Rietmüller/Mann
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Dieses Fachwerkhaus wurde 1601 von Simon Dochtermann, Bürgermeister und Wirt in Stuttgart-Münster, erbaut. Über dem Portal das Wappen und die Initialen des Besitzers Dochtermann Simon. Das zweite Türportal wurde später geschlossen. Dochtermann war königlicher Hoflieferant für den damals begehrten Beinsteiner Wein. Er starb 1635 an der Pest. Der große Gewölbekeller im Haus zeugt noch von reichen Weinernten. Die Weinberge begannen direkt hinter dem Haus. Ende 1800 wurde der Weinbau aufgegeben. Die alte Weinpresse ist noch vorhanden. Die Scheune mit den drei Toren wurde von den drei Enkeln des Dochtermann erbaut. Auch das Wohnhaus war über zweihundert Jahre dreigeteilt. Als eine der Letzten im Remstal ist die schwäbische Bauernstube noch im Original erhalten. Der ehemalige Besitzer Gottlob Riethmüller begann 1913 am Hang hinter dem Haus Steine zu brechen. Bis 1941 war dort ein Steinbruch. Dabei war es notwendig, mitten im Ort Sprengungen durchzuführen. Für eventuelle Schäden an den Nachbarhäusern hatte der Besitzer immer Dachziegel als Ersatz vorrätig. Heute befindet sich hinter dem Haus ein Garten.
04 Haus Häberle
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Zweigeschossiges Wengerterhaus mit typischer Rundbogentür und Kellerabgang von 1615. Gemauertes Erdgeschoss, Obergeschoss und Giebel mit verputztem Fachwerk (um 1700). Die Pfetten des Fachwerkstocks sind auf interessanten verzierten Steinkonsolen aufgelegt:
- Konsole: Palmette (altgriechische Kunst!),
- Konsole: Wappen- oder blattförmiges Schild (Tartsche) mit Jahreszahl 1615 und darunter Steinmetzzeichen,
- Konsole: Doppelschild, linker Teil Buchstaben SSH, darunter ein durch Achsenkreuz geteilter Kreis mit unterem halbkreisförmigem Anhängsel. Rechter Teil Buchstaben AS über einer Blume oder Rosette.
05 Steinbrüche
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Neben der Nutzung des Mineralwasservorkommens und des Flusssands der Rems war ein weiteres wichtiges Naturvorkommen die in Hanglage anstehenden dolomitischen Schichten des Muschelkalks. In zahlreichen Steinbrüchen Beinsteins wurden Mauersteine und Vorlagesteine für den Straßenbau gewonnen. Neben der Landwirtschaft und dem Weinbau waren zu früheren Zeiten die Steinbrüche auf der Gemarkung Beinsteins charakteristisch für das Landschaftsbild. Die Steinbrüche lagen entlang des Remstalgrabenbruchs, welcher den charakteristischen Nordrand der Remsaue in Beinstein bildet und noch heute zwischen Beinstein und Großheppach gut ablesbar ist. Zwei der damaligen Muschelkalk-Steinbrüche in der Großheppacher Straße sind heute als Naturdenkmale ausgewiesen.
06 Historischer Dorfbrunnen
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Der historische vierstrahlige Röhrenbrunnen aus dem 17. Jahrhundert befindet sich an der Einmündung der Großheppacher Straße in Richtung Rathaus/Kleinheppacher Straße. Inmitten des achteckigen Brunnentroges steht eine runde Brunnensäule (Brunnenstock) mit vier Gesichtsmasken. Aus diesen Gesichtern ragen jeweils die Wasserrohre. Der obere Abschluss des rankenbekrönten Brunnenstocks ist in Form eines Pinienzapfens ausgebildet. Die Motive aus Blatt- und Rankwerk stehen für die lebensschenkende Kraft des Wassers. Der Pinienzapfen ist ein antikes Symbol der Fruchtbarkeit, des Lebens und des Reichtums. Beim Bau der ersten Dorfwasserleitungen im Jahr 1904 wurde auch der Beinsteiner Dorfbrunnen an das neue Wassersystem angeschlossen.
07 Altbäuerlicher Hof
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Die ortsbildprägende Hofgruppe des landwirtschaftlichen Anwesens besteht aus einem Wohnhaus und drei ungewöhnlich angeordneten Ökonomiegebäuden. Das älteste Gebäude ist von 1603. Besonders auffallend ist im Obergeschoss die über die ganze Traufseite reichende hölzerne Galerie. Zwei ungleich große Rundbogentore mit gut erhaltenen Angelpfannen sind in Sandstein gefasst. An der Innenseite der Gewände befinden sich eine Vielzahl eingeritzter Zeichen und Jahreszahlen von 1708 bis ins 19. Jahrhundert. Diese stellen meist Hochwassermarken dar. Die Scheuer soll früher, darauf lässt die Kelleranlage schließen, eine Wirtschaft gewesen sein.
08 Backhaus
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Das Backhäusle in der Rathausstraße ist das letzte noch in Betrieb befindliche Backhäusle der Gesamtstadt; erbaut vor mehr als 275 Jahren als Gemeindewaschhaus. Wer kein eigenes Waschhaus hatte, war durch „oberamtlichen Receß verbunden, die Waschen im Fleckenwaschhaus zu halten und von jeder Wasch 3 Kreuzer zu bezahlen“. Weil das Geld immer schwieriger einzutreiben war und weil die Leute lieber zu Hause wuschen, wurden 1837 hier zwei Gemeindebacköfen eingebaut. Um den Gebrauch des „Backhäusle“ weiterhin für Interessierte erfahrbar zu machen, wurde 2021 der linke der beiden Öfen grundsaniert.
09 Scheunenensemble
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Bei dem Scheunenensemble handelt es sich um Ökonomiegebäude in Fachwerk, Bruchsteinsockel und teilweise vor die Schwelle geblattete Streben, erbaut um 1695/96. Die Scheunen sind Bestandteil einer Gruppe kleinerer Scheunen, die eine Art Scheunengasse hinter der Rathausstraße als Fußwegverbindung zur Kirche bilden. Sie sind wegen ihres hohen Aussagewertes für die bauliche Struktur des Ortes Beinstein als auch aufgrund ihrer historischen Substanz von großer Bedeutung. Baukundlich besonders bedeutsam bei der Scheuer „Im Berg 5“ ist der für ein Ökonomiegebäude dieser Größenordnung vergleichbar hohe gestalterische Aufwand: Der zweifach vorkragende Vordergiebel ist mit Eselsrücken verziert und mit geraden Andreaskreuzen versehen. 2021/2022 wurden beide Scheunen Rathausstraße 78 und Im Berg 5 revitalisiert und zu Wohngebäuden umgebaut.
10 Evangelische Kirche Beinstein
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Kirche:
- 1366 Erste urkundliche Erwähnung einer Kirche im Ort, Standort und Aussehen sind nicht bekannt.
- 1454 Baubeginn der gotischen Kirche.
- Charakteristisch für das Kirchenschiff sind die Wandmalereien, die barocke Stuckdecke sowie die mit den vier Evangelisten verzierte Kanzel.
- 1767 Erste große Renovierung der Kirche.
- 1954 Renovierung im Rahmen der 500 Jahresfeier. Hierbei wurden unter dem Kirchenschiff Mauerreste gefunden, welche auf einen Vorgängerbau hindeuten. Weitere Renovierungen in den Jahren 2006/2007 sowie 2020/2021.
Kirchturm und Glocken:
- Der 45 Meter hohe Kirchturm stammt aus dem 15. Jahrhundert. Als markante Landmarke ist er für viele Beinsteiner ein Sinnbild von Heimat. Die Beinsteiner nennen ihr Dorf auch liebevoll „Hennaneschd“. Dieser Ausdruck geht zurück auf das Jahr 1806, als durch einen Blitzeinschlag im Kirchturm der Wetterhahn seinen Schwanz verlor.
- 2013 Aufwendige Renovierung des Kirchturms (Dach, Treppen und Glockenstuhl). Ursprünglich gab es zwei Glocken, eine aus dem Jahr 1499, welche heute noch existiert und eine kleinere aus dem Jahr 1528. Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen neue Glocken dazu, welche jedoch zum Teil als Metall-spende in den beiden Weltkriegen abgegeben und eingeschmolzen werden mussten.
- Das heutige Geläut besteht aus vier Glocken. Die neueste Glocke ist im Januar 2014 zum Abschluss der Renovierungsmaßnahmen in die Glockenstube eingezogen.
Orgel:
- 1728 wurde die Orgel erbaut. Bis heute wurde sie mehrmals umgebaut oder teilweise erneuert. Das barocke Gehäuse wurde stets beibehalten.
- 1954 wurde das Instrument in den Chor umgesetzt und ebenerdig aufgestellt.
- Die heutige Orgel wurde im Jahr 1982 eingeweiht und verfügt über vierzehn Register und 1.016 Pfeifen.
11 Bauernhaus samt Bodenwaage
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Bei dem Gebäude in der Rathausstraße 86 handelt es sich um eine kleinbäuerliche Hofstatt, erbaut zwischen 1570 und 1580. Das alemannische Sichtfachwerk ist im Gegensatz zur dazugehörigen Stallscheuer nicht verputzt und ein anschauliches Beispiel für ein kleinbäuerliches Anwesen des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Oft war die bäuerliche Arbeit mit Kleinviehhaltung nicht auskömmlich. So haben die Bewohner dieses Hauses noch als Gemeindepfleger, Totengräber und als Waagmeister ihr Auskommen gesucht. Die öffentliche Bodenwaage mit bis zu 10.000 kg Traglast ist bis heute in Betrieb. Interessantes zum alemannischen Sichtfachwerk: Jedes Stockwerk ist für sich eigenständig in der sogenannten Rähmbauweise erstellt. Die meist um einen Balkenquerschnitt vorkragenden, in sich abgezimmerten Stockwerke ruhen auf den Deckenbalken, die mit dem häufig wegen der großen Spannweite erdoppelten Rähmholz verzapft sind.
12 Hochwasserweg zur Kirche
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts mäandrierte die Rems teilweise bis an die damaligen Gemarkungsgrenzen von Beinstein. Ein nach Norden fließender Seitenarm reichte bis fast zum Haus Rathausstraße 79 und bog dann wieder nach Süden Richtung Geheime Mühle ab. Jahrhunderte lang war die Rems ein Sorgenkind der Dorfbewohner. Mehrmals im Jahr kam es zu verheerenden Überschwemmungen. Diese Fluten richteten unermessliche Schäden an und vernichteten oft die gesamte Getreideund Heuernte. Schon im Jahr 1751 untersuchte man die Möglichkeit, die Remsschlingen zu begradigen. Im Jahr 1824 trat die Rems insgesamt achtmal über die Ufer. Erst die Remsbegradigung, durchgeführt 1824–1827, brachte hier Erleichterung. Durch die vielen Flutereignisse war der normale Kirchweg über die Rathausstraße oftmals nicht begehbar. Im Hochwasserfall wurde der schmale Durchlass links vom Haus Untere Bergstraße 1 zur Schulgasse und weiter, am nördlichen Rand der Bebauung der Rathausstraße von den Kirchgängern begangen. Dieser Weg ist bis heute ein öffentlicher Weg.
13 Wengerterhaus
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges, giebelständiges Bauern- und Wengerterhaus, im Erdgeschoss massiv aus Bruchstein gemauert, welches durch das darüberliegende schöne Fachwerk mit den geschwungenen Brüstungselementen besticht. Das Haus wurde wohl zwischen 1580 und 1600 erbaut. Das giebelseitige Scheunentor wurde im 19. Jahrhundert eingefügt. Leider ist das typische Rundbogentor vor dem Kellerabgang zur Hälfte zugemauert. Links und rechts, vom Torausschnitt abgesetzt, sind zwei Steinösen im Mauerwerk eingelassen. Die Haustür mit dem profilierten Gewände stammt aus dem Jahre 1852. Das sehr gut erhaltene Gebäude ist ein wichtiges ortsbauliches Element im alten Dorfkern Beinsteins.
14 Pfarrhaus
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Der unter Denkmalschutz stehenden Pfarrhof umfasst das Pfarrhaus, die Pfarrscheune aus dem 18. Jahrhundert und das Wasch- und Backhaus, das um 1700 erbaut wurde. Das zweigeschossige Gebäude ist im Erdgeschoss als Mauerwerksbau, im Obergeschoss als verputztes Fachwerk ausgeführt. Ungewöhnlich ist das Satteldach mit Halbwalm. An der Traufseite über der zweiläufigen Freitreppe befindet sich die Eingangstüre, umrahmt von barockem Türgewände, Segmentbogensturz zwischen Lorbeerzweigen. Über der Eingangstür sind die Jahreszahl 1745 und die Buchstaben Carl H. Z. W. = Carl, Herzog zu Württemberg, der das Pfarrhaus erbauen ließ, zu erkennen. An der hinteren Giebelseite befindet sich ein Kellertor, dessen Tür zum Teil zugemauert ist. Das Tor führt zu einem großen Gewölbekeller. Diese Gebäude ermöglichten eine teilweise Eigenversorgung, wie es für ländliche Pfarrstellen üblich war.
15 Bad Beinstein
71334 Waiblingen
Ortschaft: Beinstein
Um 1900 wurde die Quelle „Salzbrunnen“ in einem eigenen Schacht gefasst und erstmals zu dieser Zeit das Beinsteiner Mineralwasser in Krügen zum Verkauf gebracht. Im Jahr 1908 gründete sich die Remstal-Quellen-Gesellschaft und ein erstes Abfüllgebäude wurde eingeweiht. Bis 1904 wurden zielstrebig Kureinrichtungen geschaffen, sodass das Heilbad Bad Beinstein schließlich aus einem Kurhaus mit 30 Betten, einer Trink- und Wandelhalle und einem Badehaus mit Ruheraum bestand. Ergänzt wurde das Kurhaus durch einen „Kurpark“ mit Gartenhäusern, Springbrunnenbecken und Bachbrücken über den gärtnerisch angelegten Blumen- und Rasenflächen. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgende Inflation setzten den hoffnungsvollen Anfängen von „Bad Beinstein“ leider ein Ende. Ab dem Jahr 1927 wurde die Mineralwasser- und Mineralwasser-Süßgetränke Produktion erweitert und stetig ausgebaut. Es vollzog sich der Wandel vom Handbetrieb zur automatisierten Fertigung und der Standort Beinstein wurde zu einem der bedeutenden Mineralbrunnenbetriebe Süddeutschlands. In den 1980er-Jahren wurden in der Mineralbrunnen AG Beinstein über 100.000 Flaschen pro Stunde abgefüllt und die Remstal-Quellen sicherten ca. 180 Arbeitsplätze in der Ortschaft Beinstein. Im Jahr 2009 erfolgte die Schließung der Mineralbrunnen AG Beinstein und im Jahr 2013 endete die Ära des Beinsteiner Mineralwassers mit dem Abbruch des charakteristischen 42 Meter hohen Ziegelschornsteins des ehemaligen Betriebsgebäudes.
16 Rialtobrücke
Ortschaft: Beinstein
Die Erbauung der dreibogigen steinernen „Königsbrücke“ oder „Rialtobrücke“ begann im Oktober 1825 und dauerte genau ein Jahr, nämlich bis Oktober 1826. Zwei Jahre später besuchte König Wilhelm I. von Württemberg das Dorf Beinstein und besichtigte die neue Brücke über der Rems. Die meisten Steine wurden am Hörnleskopf bei Korb, ein Teil aus Baach bei Schnait und in Fellbach geholt. Im Oktober 1979 wurde die Brücke ins Denkmalbuch eingetragen. Grund für die Erbauung der heute im Volksmund bezeichneten „Rialtobrücke“ war die Begradigung der Remsschlingen zwischen Endersbach und Waiblingen in den Jahren 1824 bis 1827. Die Begradigung wurde notwendig, da die Rems in früheren Zeiten durch mehrfach auftretende Überschwemmungen sehr oft die Getreide- und Heuernte vernichtet hatte. Außerdem führten die Hochwasser bei den niederen Lagen der Weinberge zu erheblichem Ernteausfall. Durch diese Schäden gerieten die Gemeinden und die Bürgerschaft in massive finanzielle Nöte.
17 Geheime Mühle
Ortschaft: Beinstein
Die Mühle wurde erstmals 1086 in der Vergabungsurkunde Kaiser Heinrichs III. erwähnt. Als „Kymonmühle“ gab es im Jahre 1442 eine weitere urkundliche Erwähnung. Aus „Kymonmühle“ wurde im Laufe der Jahrhunderte „Keimenmühle“ – was so viel heißt wie Mühle an der Fernstraße (Römerweg) – bis dann unrichtigerweise im 19. Jahrhundert umgangssprachlich die „Gheimenmühle“ und schließlich die heutige Bezeichnung „Geheime Mühle“ entstanden. Die Mühle ist seit 1853 im Besitz der Familie Schnell. Interessanterweise führten über lange Zeitabschnitte hinweg Frauen die Mühle,da alle männlichen Mühlenbesitzer verhältnismäßig früh starben. Ab 1925 führte Hermann Schnells Witwe mit ihren Töchtern, zuletzt diese alleine, die Mühle. Sie standen „voll und ganz ihren Mann“ und waren im gesamten Remstal als fleißige und tüchtige „Müllersleut“ bekannt, beliebt und geschätzt. In den letzten drei Jahren, vor der endgültigen Aufgabe des Mahlbetriebs im Jahre 1966, führte ein Pächter die Mühle. Ab dieser Zeit bis 2017 war die Geheime Mühle Produktionsstandort der Firma Ernst Holz, Textilmaschinenzubehör. 1905 begann bereits die bis heute andauernde Stromerzeugung in der Mühl, die heute von den Stadtwerken Waiblingen betreut wird. Sowohl 1923 als auch 2000 gab es in der Mühle Großbrände, bei denen aber beides Mal recht schnell die Schäden wieder instand gesetzt werden konnten.