Veranstaltung
90-Jahre Heimatverein Waiblingen: Vortrag "Ein großes Experiment - Die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen im deutschen Südwesten nach 1945"
Vortrag von Dr. habil. Mathias Beer, Universität Tübingen
anlässlich des 90-Jahr-Jubiläums des Heimatverein Waiblingen
Als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs verloren rund 12,5 Millionen deutsche Staatsbürger und Angehörige deutscher Minderheiten aus Ostmitteleuropa ihre Heimat. Sie mussten fliehen, wurden evakuiert und ausgewiesen. 1,7 Millionen fanden Aufnahme im deutschen Südwesten. Im Rahmen eines langwierigen und konfliktbeladenen Prozesses näherten sich Alt- und Neubürger nur allmählich an. Stationen dieser unfreiwilligen Beheimatungsgeschichte beleuchtet der Vortrag – von der ersten Unterbringung in Lagern, dem Kampf um Wohnungen, Lebensmittel und Arbeitsplätze bis hin zur Entstehung des Südweststaats. Die nach 1945 aufgenommen deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen stehen am Anfang der Migrationsgeschichte der Bundesrepublik und bilden nach wie vor die größte Zuwanderergruppe, die die deutsche Gesellschaft grundlegend und nachhaltig geprägt haben – von der lokalen bis zur Bundesebene.
Im Rahmen seines 90-Jahr-Jubiläums setzt sich der Heimatverein Waiblingen mit dem aktuellen Thema "Heimat" auseinander.
Wie kann Waiblingen für die Menschen, die hier leben, Heimat sein oder Heimat werden?
Welche Faktoren sind für einen Prozess der „Beheimatung“ wichtig?
Und welche Rolle spielt hierbei die Geschichte der Stadt?
Beim Jubiläum geht es nicht nur um das Feiern des runden Geburtstages, sondern auch um eine Standortbestimmung und um die Entwicklung von Perspektiven und Ideen für die zukünftige Vereinsarbeit.
Grundlage hierfür ist ein zeitgemäßer Heimatbegriff, der kulturelle Vielfalt und Offenheit zulässt, Gemeinschaft und Solidarität fördert und Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung ausschließt.
Zum Referenten:Dr. habil. Mathias Beer ist ein auf dem Gebiet der Migrationsforschung der Neuzeit und Zeitgeschichte ausgewiesener Historiker an der Universität Tübingen und Inhaber einer Gastprofessur an der Universität Hermannstadt in Rumänien.
Aus seiner Feder stammt die maßgebliche Monografie zum Thema „Flucht und Vertreibung der Deutschen. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen“. Für seine Verdienste im Bereich der Migrationsgeschichte wurde er 2017 mit dem Ludwig Uhland Preis ausgezeichnet.
Abendkasse: 5,00 € pro Person